Leitbild der Mäander Jugendhilfe „Ich glaube, dass wir einen Funken jenes ewigen Lichtes in uns tragen, das im Grunde seines Seins leuchten muss und welches unsere schwachen Sinne nur von Ferne ahnen können. Diesen Funken in uns zur Flamme werden zu lassen und das Göttliche in uns zu verwirklichen, ist unsere höchste Pflicht.“ Johann Wolfgang v. Goethe „Ring the bell, that still can ring. Forget Your perfect offering. There´s a crack in everything, that´s how the light gets in.“ Leonard Cohen Es gibt nicht nur eine Sichtweise zu den Dingen – sie ist immer auch eine Frage der Perspektive. Es ist uns ein Anliegen, bei Mäander einen Raum zu schaffen, in dem Menschen mit unterschiedlichen Sichtweisen leben dürfen und in dem um ein Verstehen der Sichtweise der anderen gerungen wird. Ohne dieses Ringen ist wirkliche Gemeinschaft aus unserer Sicht nicht möglich. Und wir verstehen uns als eine therapeutische Wohn-Gemeinschaft: eine Gemeinschaft, die gebildet wird aus den BewohnerInnen unserer Einrichtung und den MitarbeiterInnen, solange sie arbeitend vor Ort sind. Beide Seiten, die Freiheit des Individuums und die Notwendigkeit, Gemeinschaft zu bilden, sind uns gleichermaßen wichtig, weil sie aus unserer Sicht zusammenhängen: „Der Mensch wird am Du zum Ich“- ein Prozess, der intensiv mit Beziehungen zu tun hat. Und Beziehungen sind notwendig für jeden Menschen, in besonderem Maße jedoch für Jugendliche mit den bei Mäander spezifischen Störungsbildern. Wir anerkennen, dass sich daraus immer wieder eine dialektische Spannung ergeben kann. Denn immer wieder können Bedürfnisse von Unabhängigkeit, Spontanität, Kreativität zusammenprallen mit Werten, die für ein Gemeinschaftsleben unabdingbar sind wie Ordnung, Gerechtigkeit, Verlässlichkeit, Solidarität... Wir glauben aber, dass es eines solchen „Spannungsfeldes“ bedarf, um Entwicklung zu ermöglichen und dass es andererseits gerade Entwicklung ermöglicht, das Spannungsfeld zu mindern. In dieser Dialektik zwischen dem Einzelnen und der Gemeinschaft stoßen wir also auf einen dritten Begriff, der uns ein hoher Wert ist, vielleicht sogar der höchste: Entwicklung. Um aber sowohl zu einem Verständnis der Probleme unserer Jugendlichen zu kommen, als auch Entwicklungsanstöße geben zu können, bemühen wir uns, auf aktuelle Erkenntnisse aus Pädagogik, Ergotherapie, Psychologie, Philosophie und Medizin zurückzugreifen. Da wir den Menschen aber als ganzheitliches, letztlich geistiges Wesen ansehen (oder zumindest offen dafür sind) – siehe Zitat Goethe - bemühen wir uns, diese Kenntnisse zu erweitern um Forschungsrichtungen, die sich bemühen, auch diese Dimension des Menschseins zu beschreiben. Hierbei steht im Zentrum die anthroposophische Geisteswissenschaft. Diese Erkenntnisse aber sind nicht nur theoretisch zu haben. Man muss sie erfahren und versuchen, sie umzusetzen; seien es eher psychologische Einsichten in eigene Verletzungen und Unzulänglichkeiten oder seien es Methoden aus Achtsamkeit und Meditation. Wir glauben, dass die herausfordernde Entwicklungs-Arbeit der BewohnerInnen und der MitarbeiterInnnen mit den BewohnernInnen nur möglich ist, wenn beständig versucht wird, an der eigenen Entwicklung zu arbeiten. Dazu braucht es eine vertrauensvolle und wertschätzende Atmosphäre, aber auch Räume, in denen Reflektion und Spiegelung möglich sind. Es ist die Aufgabe der Führung, solche Räume zu schaffen. Gleichzeitig muss auch gewährleistet sein, dass MitarbeiterInnen, die eine Führungsrolle innehaben, selbst auch immer wieder gespiegelt und reflektiert werden. Ein wichtiger Aspekt, der Entwicklung möglich macht, ist Führung zu Befähigung: „hilf mir, es selbst zu machen.“ Ein anderer Aspekt ist, Strukturen zu schaffen, in denen jede MitarbeiterIn oder BewohnerIn seine/ihre spezifischen Fähigkeiten einbringen kann. Diese Freiräume sind aber bei begrenzten zeitlichen Ressourcen nur möglich, wenn dafür akzeptiert wird, dass in anderen Bereichen jemand anderes die Verantwortung trägt – es können bei komplexeren Strukturen nicht alle alles entscheiden. Hierzu wiederum bedarf es Vertrauen, in diesen Bereichen die Entscheidungen anderer zu akzeptieren. Und für dieses Vertrauen Bedarf es auch klarer und transparenter Strukturen. Es gibt aber neben der Entwicklung noch einige andere Grundprinzipien, die uns helfen können, die oben beschriebene Spannung zu mindern: 1. Für alle gelten die gleichen Regeln (wobei es in manchen Bereichen Unterschiede zwischen Bewohnern und Mitarbeitern geben kann). Aber das Ausmaß an Unterstützung, das die Betreffenden brauchen, um die Regeln umsetzen zu können, muss unterschiedlich sein, abhängig von den individuellen Fähigkeiten, die eben nicht bei allen die gleichen sind. 2. Nicht jeder Impuls, sich nicht an die Regeln zu halten, muss Ausdruck eines individuellen Freiheitsbestrebens sein (sondern kann mit dem Störungsbild, der inneren Reife oder Eigenheiten, die eigentlich verwandelt werden wollen, zu tun haben). Insofern ist immer wieder eine verstehende Auseinandersetzung notwendig. 3. Sollte sich aber (in Anerkennung der Unterschiedlichkeit) zeigen, dass die Konzepte und Werte von Mäander nicht (mehr) die passenden sind, so bemühen wir uns, einen respekt-vollen Verabschiedungsprozess zu gestalten. 4. Je souveräner jemand mit den Gemeinschaftsnotwendigkeiten umgehen kann, desto mehr individuelle Freiheiten hat er/sie auch. 5. Wir versuchen, so füreinander zu sorgen, dass wir nicht ausbrennen: wir versuchen deshalb Strukturen zu schaffen, die nicht zu Selbstausbeutung führen und wach füreinander zu sorgen. 6. Wir bemühen uns um Transparenz und Ehrlichkeit. 7. Und wir bemühen uns um Ausgewogenheit, Freude und Humor. 8. Wir anerkennen die allg. Menschenrechte und die allgemeinen Kinderrechte: das bedeutet insbesondere keine Gewalt, kein Rassismus, Religionsfreiheit, Gleichheit und keine Diskriminierung von Geschlecht oder sexueller Orientierung sowie Schutz vor Missbrauch. 9. Wir sehen uns nicht als isoliert, sondern sehen uns sowohl im ökologischen als auch im kulturellen Bereich als Teil der Region, Nation oder der globalen Welt. Insofern haben wir ein hohes Interesse, als Gemeinschaft in Kontakt und Austausch mit der Um-Welt zu sein und dialogisch unseren (kleinen) Anteil daran zu leisten, die Welt menschlicher zu machen und die Ressourcen zu schonen. Zum Abschluss noch zwei Anmerkungen: Es ist uns bewußt, dass wir in unserem Leitbild sehr hohe Anforderungen an uns stellen und dass keine(r) von uns diesen immer gerecht werden kann - und damit auch Mäander nicht. Insofern bemühen wir uns um Wachheit und Mut, um rückmelden zu können, wo wir unserem Ideal nicht gerecht werden. Und wir bemühen uns um eine verzeihende Haltung gegenüber unseren Schwächen und eine wertschätzende Haltung gegenüber unseren Stärken – denn das Beschriebene ist ein Ideal. Wäre es schon Realität, bräuchte es dieses Leitbild nicht. Dieses Leitbild ist wie Mäander im Prozess. Insofern streben wir eine jährliche Prüfung und Aktualisierung an.
© Mäander Jugendhilfe gGmbH
Leitbild der Mäander Jugendhilfe „Ich glaube, dass wir einen Funken jenes ewigen Lichtes in uns tragen, das im Grunde seines Seins leuchten muss und welches unsere schwachen Sinne nur von Ferne ahnen können. Diesen Funken in uns zur Flamme werden zu lassen und das Göttliche in uns zu verwirklichen, ist unsere höchste Pflicht.“ Johann Wolfgang v. Goethe „Ring the bell, that still can ring. Forget Your perfect offering. There´s a crack in everything, that´s how the light gets in.“ Leonard Cohen Es gibt nicht nur eine Sichtweise zu den Dingen – sie ist immer auch eine Frage der Perspektive. Es ist uns ein Anliegen, bei Mäander einen Raum zu schaffen, in dem Menschen mit unterschiedlichen Sichtweisen leben dürfen und in dem um ein Verstehen der Sichtweise der anderen gerungen wird. Ohne dieses Ringen ist wirkliche Gemeinschaft aus unserer Sicht nicht möglich. Und wir verstehen uns als eine therapeutische Wohn-Gemeinschaft: eine Gemeinschaft, die gebildet wird aus den BewohnerInnen unserer Einrichtung und den MitarbeiterInnen, solange sie arbeitend vor Ort sind. Beide Seiten, die Freiheit des Individuums und die Notwendigkeit, Gemeinschaft zu bilden, sind uns gleichermaßen wichtig, weil sie aus unserer Sicht zusammenhängen: „Der Mensch wird am Du zum Ich“- ein Prozess, der intensiv mit Beziehungen zu tun hat. Und Beziehungen sind notwendig für jeden Menschen, in besonderem Maße jedoch für Jugendliche mit den bei Mäander spezifischen Störungsbildern. Wir anerkennen, dass sich daraus immer wieder eine dialektische Spannung ergeben kann. Denn immer wieder können Bedürfnisse von Unabhängigkeit, Spontanität, Kreativität zusammenprallen mit Werten, die für ein Gemeinschaftsleben unabdingbar sind wie Ordnung, Gerechtigkeit, Verlässlichkeit, Solidarität... Wir glauben aber, dass es eines solchen „Spannungsfeldes“ bedarf, um Entwicklung zu ermöglichen und dass es andererseits gerade Entwicklung ermöglicht, das Spannungsfeld zu mindern. In dieser Dialektik zwischen dem Einzelnen und der Gemeinschaft stoßen wir also auf einen dritten Begriff, der uns ein hoher Wert ist, vielleicht sogar der höchste: Entwicklung. Um aber sowohl zu einem Verständnis der Probleme unserer Jugendlichen zu kommen, als auch Entwicklungsanstöße geben zu können, bemühen wir uns, auf aktuelle Erkenntnisse aus Pädagogik, Ergotherapie, Psychologie, Philosophie und Medizin zurückzugreifen. Da wir den Menschen aber als ganzheitliches, letztlich geistiges Wesen ansehen (oder zumindest offen dafür sind) – siehe Zitat Goethe - bemühen wir uns, diese Kenntnisse zu erweitern um Forschungsrichtungen, die sich bemühen, auch diese Dimension des Menschseins zu beschreiben. Hierbei steht im Zentrum die anthroposophische Geisteswissenschaft. Diese Erkenntnisse aber sind nicht nur theoretisch zu haben. Man muss sie erfahren und versuchen, sie umzusetzen; seien es eher psychologische Einsichten in eigene Verletzungen und Unzulänglichkeiten oder seien es Methoden aus Achtsamkeit und Meditation. Wir glauben, dass die herausfordernde Entwicklungs-Arbeit der BewohnerInnen und der MitarbeiterInnnen mit den BewohnernInnen nur möglich ist, wenn beständig versucht wird, an der eigenen Entwicklung zu arbeiten. Dazu braucht es eine vertrauensvolle und wertschätzende Atmosphäre, aber auch Räume, in denen Reflektion und Spiegelung möglich sind. Es ist die Aufgabe der Führung, solche Räume zu schaffen. Gleichzeitig muss auch gewährleistet sein, dass MitarbeiterInnen, die eine Führungsrolle innehaben, selbst auch immer wieder gespiegelt und reflektiert werden. Ein wichtiger Aspekt, der Entwicklung möglich macht, ist Führung zu Befähigung: „hilf mir, es selbst zu machen.“ Ein anderer Aspekt ist, Strukturen zu schaffen, in denen jede MitarbeiterIn oder BewohnerIn seine/ihre spezifischen Fähigkeiten einbringen kann. Diese Freiräume sind aber bei begrenzten zeitlichen Ressourcen nur möglich, wenn dafür akzeptiert wird, dass in anderen Bereichen jemand anderes die Verantwortung trägt – es können bei komplexeren Strukturen nicht alle alles entscheiden. Hierzu wiederum bedarf es Vertrauen, in diesen Bereichen die Entscheidungen anderer zu akzeptieren. Und für dieses Vertrauen Bedarf es auch klarer und transparenter Strukturen. Es gibt aber neben der Entwicklung noch einige andere Grundprinzipien, die uns helfen können, die oben beschriebene Spannung zu mindern: 1. Für alle gelten die gleichen Regeln (wobei es in manchen Bereichen Unterschiede zwischen Bewohnern und Mitarbeitern geben kann). Aber das Ausmaß an Unterstützung, das die Betreffenden brauchen, um die Regeln umsetzen zu können, muss unterschiedlich sein, abhängig von den individuellen Fähigkeiten, die eben nicht bei allen die gleichen sind. 2. Nicht jeder Impuls, sich nicht an die Regeln zu halten, muss Ausdruck eines individuellen Freiheitsbestrebens sein (sondern kann mit dem Störungsbild, der inneren Reife oder Eigenheiten, die eigentlich verwandelt werden wollen, zu tun haben). Insofern ist immer wieder eine verstehende Auseinandersetzung notwendig. 3. Sollte sich aber (in Anerkennung der Unterschiedlichkeit) zeigen, dass die Konzepte und Werte von Mäander nicht (mehr) die passenden sind, so bemühen wir uns, einen respekt-vollen Verabschiedungsprozess zu gestalten. 4. Je souveräner jemand mit den Gemeinschaftsnotwendigkeiten umgehen kann, desto mehr individuelle Freiheiten hat er/sie auch. 5. Wir versuchen, so füreinander zu sorgen, dass wir nicht ausbrennen: wir versuchen deshalb Strukturen zu schaffen, die nicht zu Selbstausbeutung führen und wach füreinander zu sorgen. 6. Wir bemühen uns um Transparenz und Ehrlichkeit. 7. Und wir bemühen uns um Ausgewogenheit, Freude und Humor. 8. Wir anerkennen die allg. Menschenrechte und die allgemeinen Kinderrechte: das bedeutet insbesondere keine Gewalt, kein Rassismus, Religionsfreiheit, Gleichheit und keine Diskriminierung von Geschlecht oder sexueller Orientierung sowie Schutz vor Missbrauch. 9. Wir sehen uns nicht als isoliert, sondern sehen uns sowohl im ökologischen als auch im kulturellen Bereich als Teil der Region, Nation oder der globalen Welt. Insofern haben wir ein hohes Interesse, als Gemeinschaft in Kontakt und Austausch mit der Um-Welt zu sein und dialogisch unseren (kleinen) Anteil daran zu leisten, die Welt menschlicher zu machen und die Ressourcen zu schonen. Zum Abschluss noch zwei Anmerkungen: Es ist uns bewußt, dass wir in unserem Leitbild sehr hohe Anforderungen an uns stellen und dass keine(r) von uns diesen immer gerecht werden kann - und damit auch Mäander nicht. Insofern bemühen wir uns um Wachheit und Mut, um rückmelden zu können, wo wir unserem Ideal nicht gerecht werden. Und wir bemühen uns um eine verzeihende Haltung gegenüber unseren Schwächen und eine wertschätzende Haltung gegenüber unseren Stärken – denn das Beschriebene ist ein Ideal. Wäre es schon Realität, bräuchte es dieses Leitbild nicht. Dieses Leitbild ist wie Mäander im Prozess. Insofern streben wir eine jährliche Prüfung und Aktualisierung an.
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